9. Oktober 2025
Langzeitarbeitslosigkeit ist eine wachsende Herausforderung für die Betroffenen wie für die Gesellschaft. Die Lebenslagen sind oft komplex. Viele Menschen wollen arbeiten, finden aber keinen Zugang zum Arbeitsmarkt. Sie stecken im System fest und brauchen Perspektiven, die wirklich hilfreich und weiterführend sind. Perspektiven, die finanzielle Absicherung, Lebensqualität und soziale Teilhabe der Teilnehmenden verbessern. Der Fachdialog am 9.10.2025 schaffte Raum, um Bilder zu konkretisieren und Ansätze wie eine Jobgarantie ins Gespräch zu bringen, Unser Ziel war, gemeinsam mögliche Schritte zu entwickeln – über theoretische Modelle hinaus. Erfahrungen und Sichtweisen waren gefragt – denn gute Lösungen entstehen, wenn viele Perspektiven zusammenkommen. Die Perspektiven von Clara Moder (Expertin für Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik und Autorin*), Simon Theurl (Experte für Arbeitsmarktpolitik, AK Wien, Autor*), Bernhard Bereuter (GF AMS Vorarlberg), René Fink (Fachkoordination Arbeit und Beschäftigung Dornbirn, pro mente Vorarlberg) und Harald Witwer (Bgm. Gemeinde Thüringen) waren wertvolle Inputs für den darauffolgenden Dialog, moderiert von Dominic Götz (Interessenspolitik AK Vorarlberg) und Ulli Schmid-Santer (GF arbeit plus Vorarlberg). Der Einladung von arbeit plus Vorarlberg und der AK Vorarlberg folgten Vertreter:innen der Sozialen Unternehmen, arbeit plus Tirol, ÖGK, Land Vorarlberg und ÖGB . Statements Clara Moder: „Arbeitslosigkeit kann jede:n treffen – für viele ist sie nur eine kurze Phase. Zum Problem wird sie, wenn sie lange anhält: Rund ein Drittel aller Arbeitslosen ist langzeitbeschäftigungslos, also über ein Jahr ohne Job. Besonders betroffen sind Ältere, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen, niedriger Bildung oder Migrationsgeschichte. Je länger die Arbeitslosigkeit dauert, desto schwerer ist der Wiedereinstieg – mit Folgen von Entmutigung bis hin zu psychischen Belastungen. Menschen wollen arbeiten und Teil der Gesellschaft sein. Deshalb braucht es mehr als bloße Vermittlung: gezielte Betreuung, Qualifizierung und geförderte Beschäftigung. Eine regionale Jobgarantie kann hier neue Perspektiven schaffen – freiwillig, existenzsichernd und mit Entwicklungsmöglichkeiten. Sie eröffnet Chancen für jene, die sonst oft aufgegeben werden, und stärkt zugleich die öffentliche Daseinsvorsorge. Erfahrungen aus Sozialen Unternehmen zeigen, wie ein solches Modell gelingen kann – und dass eine Gesellschaft ohne Langzeitarbeitslosigkeit möglich ist.“ Simon Theurl: "Die meisten Langzeitarbeitslosen wollen arbeiten, finden aber niemanden der sie einstellt und einige benötigen besondere Unterstützung, um wieder in Beschäftigung zu gelangen. Hier sehe ich die Politik in der Verantwortung dafür zu sorgen, gute Arbeitsplätze und die nötigen Unterstützungsangebote für diejenigen zu schaffen, die das wollen. Das lässt sich auch in Zeiten der Budgetsanierung finanzieren, dann, wenn die Ausgaben, die für diese Menschen sowieso anfallen, für die Finanzierung von Arbeitsplätzen verwendet werden könnten. Aber auch durch entsprechende Kooperationen zwischen Gemeinden, Arbeitsmarktservice und Unternehmen können Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Die Erfahrung zeigt, dass gute und sinnstiftende Arbeit die negativen Folgen von Arbeitslosigkeit umkehren kann und die Menschen nachhaltig in Beschäftigung gelangen und bleiben. Deshalb finanzieren sich solche Maßnahmen für Langzeitbeschäftigungslose nach einer gewissen Zeit selbst – und es ist für alle besser eine sinnstiftende Tätigkeit zu finanzieren, anstatt Arbeitslosigkeit. Nicht zuletzt kann die Wahl und Organisation solcher Arbeitsplätze demokratisch gestaltet werden. Die Beteiligung der Gemeinden, Sozialpartner, Trägerorganisation und Betroffenen, stellt nicht nur sicher, dass sinnvolle Arbeitsplätze geschaffen werden (weil sichergestellt wird, dass sowohl Nachfrage als auch Angebot bestehen), sondern birgt auch die Chance auch die Wirtschaft ein Stück demokratischer und partizipativer zu gestalten." Bernhard Bereuter: "Trotz intensiver Vermittlungsbemühungen, individueller Unterstützungs- und Qualifizierungsmaßnahmen, gezielter Förderungen für Unternehmen sowie temporärer Beschäftigungsangebote in Sozialökonomischen Betrieben gelingt es nicht, für alle Personen eine nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt zu erreichen. Insbesondere für Personen mit mehrfachen Vermittlungshemmnissen zeigt sich, dass bestehende Maßnahmen oft nicht ausreichen, um dauerhafte Beschäftigungsperspektiven zu schaffen.“ * „Mit einer Jobgarantie zum Recht auf gute Arbeit. Ansätze fortschrittlicher Arbeitsmarktpolitik in Österreich.“ Clara Moder: „Jobgarantie als Chance nachhaltiger Arbeitsmarktintegration – Die Perspektive der Sozialen Unternehmen und Maßnahmen zur beruflichen Inklusion.“ Simon Theurl: „Eine Frage des politischen Willens und nicht der Kosten.“