Aktion 55Plus

8. Juli 2025

Arbeitsmarktintegration braucht Struktur, Zeit und politischen Mut

arbeit plus begrüßt das Vorhaben der Bundesregierung ausdrücklich und betont gleichzeitig, dass der Erfolg eng mit seinem Aufbau auf bestehenden Strukturen und mit einer klaren inhaltlichen Qualität verknüpft ist. arbeit plus steht mit seinem Netzwerk und seiner Expertise bereit. Die Aktion 55Plus ist eine Chance, langzeitbeschäftigungslose Menschen strukturell in den Arbeitsmarkt zu integrieren – nicht als Ausnahme, sondern als notwendige Antwort auf eine wachsende gesellschaftliche Herausforderung.

Presseinformation 8.7.2025

„Seit den 1980er Jahren wurden in Österreich Programme wie die Aktion 8.000 oder 20.000 umgesetzt – oft unter schwierigen Bedingungen, aber mit messbarem Erfolg“, erinnert Manuela Vollmann, Vorstandsvorsitzende von arbeit plus Österreich. „Sie alle haben zur finanziellen Absicherung, besseren Lebensqualität und sozialen Teilhabe der Teilnehmenden beigetragen und zugleich Gemeinden sowie Regionen ermöglicht, notwendige Tätigkeiten auf lokaler Ebene zu organisieren. Diese Erfahrungen und Strukturen liegen vor. Was jetzt zählt, ist politischer Mut und ein starkes Bündnis für die Umsetzung der Aktion 55Plus.“

arbeit plus begrüßt das Vorhaben der Bundesregierung ausdrücklich, und betont gleichzeitig, dass der Erfolg eng mit seinem Aufbau auf bestehenden Strukturen und mit einer klaren inhaltlichen Qualität verknüpft ist.


Längere Beschäftigungslosigkeit betrifft wachsende Gruppen

Die Arbeitsmarktlage in Österreich zeigt eine anhaltend angespannte Entwicklung. Im Juni 2025 war die Zahl der Arbeitslosen um 9,3% höher als im Vorjahr, wobei der Anteil langzeitbeschäftigungsloser Personen mit 32% bereits fast ein Drittel der Arbeitslosen ausmacht. Besonders stark betroffen sind ältere Arbeitslose: Bei den über 50-Jährigen ist der Anteil Langzeitbeschäftigungsloser mit über 40% deutlich erhöht, bei den über 55-Jährigen liegt er sogar bei fast 45%.


Hinzu kommen strukturelle Hürden beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt: Laut einer Untersuchung von SORA (jetzt Foresight) aus 2023 sinkt die Einladungschance zu Bewerbungsgesprächen bei älteren Langzeitarbeitslosen im Vergleich zu jüngeren, kurzfristig arbeitslosen Personen wesentlich.

Parallel dazu zeigt sich seit 2024 eine verstärkte Betroffenheit von Frauen – insbesondere infolge der stufenweisen Anhebung des Regelpensionsalters. Erste Daten deuten darauf hin, dass insbesondere Frauen aus dem Handel, Pflege-, Tourismus- und Reinigungsbereich überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen sind, was künftig zu einer Verschärfung der Langzeitbeschäftigungslosigkeit unter älteren Frauen führen könnte.


Frühzeitige Einbindung aller Player als Schlüsselfaktor

„Ein zentrales Erfolgskriterium ist die rechtzeitige Einbindung aller relevanten Akteur:innen“, sagt Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin von arbeit plus Österreich. „Programme wie die Aktion 55Plus brauchen eine breite Basis: Gemeinden, Länder, Soziale Unternehmen, AMS, und natürlich auch die Bereitschaft von Betrieben.“


Drei zentrale Empfehlungen von arbeit plus sind:

  • Vorhandene Strukturen nutzen: Soziale Unternehmen bieten seit Jahrzehnten hochwertige Beschäftigung – in enger Kooperation mit Gemeinden und dem AMS.
  • Langfristigkeit sichern: Integration braucht Zeit und Stabilität – nur so entsteht Vertrauen.
  • Regionale Einbindung stärken: Die Planung und Umsetzung der Aktion 55Plus muss lokal abgestimmt erfolgen.


Erprobte Modelle als Orientierung

Weiters plädiert arbeit plus dafür, auf bewährte Programme aufzubauen:


  • Das Wiener Modellprojekt „Schritt für Schritt“ kombiniert kontinuierliches Case Management mit Beschäftigung in sozialökonomischen Betrieben. Es richtet sich an Personen, die seit mindestens fünf Jahren arbeitslos sind oder noch nie erwerbstätig waren. Teilnehmende können bis zu drei Jahre im Projekt bleiben – ein entscheidender Faktor für Stabilisierung und schrittweise Integration.
  • Frankreichs „Territoires zéro chômeur de longue durée“ startete in zehn Pilotregionen und wurde landesweit ausgerollt. Ziel ist es, gemeinsam mit relevanten Stakeholdern – darunter Gemeinden, Sozialunternehmen und Betroffenen, Tätigkeiten zu entwickeln, die sowohl dem regionalen Bedarf entsprechen als auch den Fähigkeiten der Beteiligten gerecht werden. In Abstimmung mit Gemeinden und Betroffenen entstehen unbefristete, kollektivvertraglich entlohnte Arbeitsplätze.

„Gerade in strukturschwachen Regionen kann die Aktion 55Plus Versorgungslücken und soziale Isolation wirksam schließen – vorausgesetzt, sie wird gemeinsam mit regionalen Partnern entwickelt und getragen“, so Rehbichler.


Langfristigkeit ist Voraussetzung für Wirkung

Ein zentraler Erfolgsfaktor bleibt die Dauer der Beschäftigung. Nationale wie internationale Beispiele zeigen: Nachhaltige Integration braucht verlässliche Perspektiven über mehrere Jahre. „Die Aktion 55Plus darf kein Strohfeuer sein – sie braucht Langfristigkeit und einen klaren politischen Auftrag“, fordert Vollmann.


Strukturelle Antwort auf eine wachsende Herausforderung

„arbeit plus steht mit seinem Netzwerk und seiner Expertise bereit. Die Aktion 55Plus ist eine Chance, langzeitbeschäftigungslose Menschen strukturell in den Arbeitsmarkt zu integrieren – nicht als Ausnahme, sondern als notwendige Antwort auf eine wachsende gesellschaftliche Herausforderung“, resümiert Rehbichler.

Presseaussendung Aktion 55Plus - arbeit plus